…in Hoffmanns Sport Verein.

Freitag, 12.04.2019. Es ist nine.26 Uhr. Der Vorstandsvorsitzende und Verantwortliche für die Kommunikation des Hamburger Sport Vereins, Bernd Hoffmann, betritt wie üblich mies gelaunt sein Büro. Am Abend steht das Zweitliga-Spiel zwischen Union Berlin und Regensburg an und die Wahrscheinlichkeit, dass der HSV auf Platz 3 und damit zur Relegation verdammt wird, ist nicht zu unterschätzen. Auf dem Weg zum Vorstandsbereich ist dem großen Vorsitzenden der Interims-Mediendirektor Christian "Tüt tüt" Pletz über den Weg gelaufen bzw. Pletz ist vor Hoffmann davongelaufen. Dies ist im Grunde nicht wirklich bemerkenswert, denn Beiersdorfer-Freund Pletz und Hoffmann hatten noch nie vor, einen gemeinsamen Urlaub zu buchen. Diesmal jedoch scheint Pletz schneller gerannt zu sein als sonst. Egal, denkt sich Bernie, jede Minute, dice ich dieses Blockflötengesicht nicht sehen muss, ist eine gute Minute. Also ab ins Office, natürlich nicht, ohne vorher einen garstigen Blick auf die Sekretärin geworfen zu haben.

Hoffmann nimmt Platz und wirft mit einen Seufzer einen Blick auf die HSV-Arena-Stelle an der gegenüberliegenden Wand. Hier hatte er vor einigen Monaten ein Bild vom verhassten Lachs anbringen lassen, eingerahmt von einem gemalten Stacheldraht. Das Bild selbst, aber auch die unmittelbare Umgebung an der Wand ist von zahllosen Faustschlägen bedeckt, die Löcher in der Wand sind schon längst nicht mehr ausgebessert worden. Direkt unter dem Bild steht ein five-Liter-Behälter, der die Tränen auffangen soll, die der (ohn)-mächtige HSV-Dominate zumeist nach der täglichen Blog-Lektüre vergießt. Also schön, es nützt ja nichts. Der Figurer wird hochgefahren, Passwort wird eingegeben (I-detest-Didi) und dice widerliche Buchstaben-Kombination in den Browser getippt. world wide web.HSV-Arena.hamburg. Bernd schwant, wie immer, Böses.

Exakt handgestoppte ii Minuten und 13 Sekunden später klingelt beim Mediendirektor das Telefon, Pletz bekommt den ersten spontanen Schweißausbruch des Tages.

Pletz  versucht dice State of affairs mit einem Witz zu entspannen: "Tüt tüt"

Hoffmann, mit hoher Stimme: "Seid ihr eigentlich alle geistesgestört?"

Pletz: "Ah, hallo Chef. Ähh.. was ist denn passiert? Haben wir schon wieder verloren?"

Hoffmann: "Welches verdammte Arschloch ist für diesen Twitter-Scheiß verantwortlich?"

Pletz: "Das sind eigentlich sie, Boss. Sie sind u.a. Vorstand Kommunikation?"

Hoffmann: "Pletz, bist du voll? Habe ich etwa ein Bild von Magdeburger Fans verwendet?"

Pletz: "Was denn für ein Bild, Boss?"

Hoffmann: "Nun stell dich nicht blöder als du bist. Hast du nicht den Lachs gelesen?"

Pletz: "Welchen Lachs denn, Chef? Ich lese nur Mopo und Graupen…äääh Rautenperle."

Hoffmann: "Ich will den Verantwortlichen in x Minuten in meinem Büro sehen und dann will ich ihm weh tun!"

Hoffmann prügelt den Hörer auf dice Gabel.  Mit einem lauten "Döööööööööööner" meldet sich das Due east-Postal service-Programm auf Hoffmanns Calculator, die Einstellung stammt noch von Beiersdorfer und die IT-Abteilung des HSV lid es bis heute nicht geschafft, den Benachrichtigungs-Ton zu ändern. Voller Angst blinzelt Bernd auf den Absender der soeben eingegangenen Mail, als er sieht, dass der Vorname "Klaus" erscheint und irgendwo noch "Nagel" steht, bekommt er eine Panik-Attacke. Ganz kurz schießt ihm der Gedanke durch den Kopf, dass er den Stecker ziehen, aus dem Büro rennen und sich bis Juni krank melden könnte, aber er nimmt Abstand, so reizvoll diese Idee auch sein mag. Ein Klick und der Inhalt der Mail erscheint. Hoffmann wird speiübel.

Hoffmann, sie Loser. Soll das ein beschissener Witz sein? Erst versaut ihr Nichtskönner mir den Montag mit dem Gebolze gegen Magdeburg und nun auch noch dieser Scheiß, den ich beim Lachs lesen muss. Ich habe dice Schnauze voll. Dice Nummer mit dem Stadion könnt ihr euch abschminken, damit das mal klar ist. Außerdem volition ich bis Saison-Ende die Kohle zurück, die ich euch gepumpt habe. Und solltet ihr Trottel es schaffen, eine der Luschen, die ich finanziert habe, los zu werden, könnt ihr euch meine Kontonummer merken. Es reicht. Versucht nicht, mich zu erreichen, ich bin ab heute auf Kreuzfahrt. Ende. KMK

Hoffmann sinkt in seinem Sessel zusammen. Heute ist er sogar zu schwach, um an die Wand zu rennen und auf das grinsende Bild vom Lachs einzuprügeln. 4 Minuten später bringt Bernd die Kraft auf, die Nummer von Pressesprecher Till Müller zu wählen.

Müller: "Hallo, liebe Schornalisten"

Hoffmann: "Müller, lassen sie den Scheiß. Ich volition wissen, wer für den Twitter-Mist verantwortlich ist und wie wir darauf reagieren".

Müller: "Oh, Herr Hoffmann, guten Morgen. Nett, dass sie anrufen. Ich wollte mich auch schon bei ihnen gemeldet haben, ist das nicht ein wundervoller…."

Hoffmann: "Fresse, Müller. Stehen sie unter Drogen? Waren sie das mit dem Bild"

Müller: "Das Bild mit den Magdeburger Fans? Aber das ist doch auch irgendwie lustig, oder (lacht). Wir wollen mit einem witzigen Rätsel darauf reagieren, aber hier in der Abteilung besteht noch Uneinigkeit. Wir haben gleich um ten Uhr ein Meeting zu dem Thema und um xiii Uhr ein weiteres. Ich denke, wir könnten es schaffen, so gegen 14.xxx Uhr mit einer unglaublich lustigen und kreativen Idee zu kontern (lacht lauter)

Hoffmann (kreischt): "Lustig? Kreativ? Habt ihr in der Vergangenheit zu lange mit Lack gearbeitet? Soll ich euch mal die Mail vorlesen, die ich eben von Kühne bekommen habe?"

Müller: "Von Herrn Klaus-Michael Kühne? Eine Mail? Das ehrt aber gewaltig, oder?"

Hoffmann beendet das Gespräch abrupt, begibt sich auf den Weg zum Tränenbehälter und wimmert. "Dice sind alle so dumm und ich bin ihr Chef".

Inzwischen ist es 10.38 Uhr, Bernd sind die Taschentücher ausgegangen. Ach Isle of man, denkt er sich, jetzt ist der Tag ohnehin im Eimer, dann kann ich auch mal selbst gucken, was so über uns geschrieben wird. Und das Schicksal nimmt seinen Lauf….

Ich hasse diese Welt. Ich hasse diesen ganzen Internet-Scheiß. Als ich das letzte Mal Präsident state of war, gab es diesen ganzen Käse noch nicht. Smartphones konnten then gut wie nichts, Blogs gab es so gut wie keine. Das Einzige, was wirklich nervte, state of war Hesse von der BILD. Und jetzt das alles. (Hoffmann erwägt kurzzeitig, den Tränenbehälter leeren zu lassen). Früher konnte ich die Geschichten einfach so platzieren und dice kamen mir erst Wochen oder Monate später auf die Schliche, heute dauert das keine i 1/2 Stunden. Selbst meine brillante Strategie, dass ich jedem das erzähle, was er hören volition und ihn dann wie eine heiße Kartoffel fallen lasse, wenn ich habe, was ich wollte, haben sie mir durchkreuzt. Es ist einfach zum verzweifeln…